Zum Ende jeder Radsaison mache ich gerne etwas Außergewöhnliches, Etwas, was in Erinnerung bleibt. Die Tage werden kürzer, die Nächte länger – ideal für eine kleine Nachttour durchs leuchtende radrevier.ruhr. Keine Frage, dieser Tourentipp ist sicherlich nicht für jeden geeignet. Man sollte schon ein erfahrener Radler sein, wenn man mit dem Velo durch die Dunkelheit rollt. Aber mit der richtigen Ausrüstung macht so eine Runde richtig viel Spaß und man lernt die Region ganz neu kennen.
Vorbereitung ist besonders wichtig
Die Tour sollte nicht zu lang sein, denn im Dunkeln kommt man deutlich langsamer voran. Besonders für Fotostopps solltet Ihr genügend Zeit einplanen, daher sind 30 Kilometer schon ganz ordentlich. Es ist in jedem Fall leichter, wenn man die Route bereits kennt. Das gilt ganz besonders für Gefahrenstellen, denn ein Nightride ist immer gefährlicher als eine Tour am Tag. Wegepoller, Kanten und zu dieser Jahreszeit auch das nasse Laub sind schon bei Tageslicht problematisch.

Helle Kleidung ist Pflicht beim Nightride
Natürlich ist es selbstverständlich, dass das Fahrrad mit Lampen und Reflektoren bestückt ist und jeder Radler passend, reflektierend gekleidet sein sollte. Eine Werkzeugtasche hilft, bei Problemen selber aktiv werden zu können. Dazu gehört für mich auch immer ein Reserveschlauch. Außerdem fühlt man sich zu zweit oder in der Gruppe sicherlich an der einen oder anderen Stelle etwas wohler, daher bin ich heute mit meinem Kollegen Pascal unterwegs.
Von Oberhausen in den Sonnenuntergang
Vom Start am Westfield Centro geht es noch im Hellen schnell vorbei am Gasometer Oberhausen. Durch die Siedlung Grafenbusch rollen wir Richtung Schloss Oberhausen.

Slinky Springs to Fame
Der Himmel über Duisburg glüht rotorange hinter der außergewöhnlichen Brücke Slinky Springs to Fame. Wem hier bewusst wird, dass er nochmal schnell etwas persönliches Gewichtstuning benötigt, findet auch das passende Örtchen dafür. 😉
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Ein wertvoller Wegweiser
wohl bei jeder Radtour
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In der Dämmerung wird die Brücke zum
Lichtkunstwerk
Anschließend wird das Rad über die schöne Brücke geschoben, denn Radeln ist hier leider nicht erlaubt. Für Hobbyfotografen bietet die Brücke außergewöhnliche Perspektiven.

Lichtkunst trifft auf Fotokunst
Von Oberhausen radeln wir nun in die Abenddämmerung hinein. Schnell wird es dunkel, aber bis zur Schleuse Oberhausen ist die Strecke gut beleuchtet.
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Mit dem Rad von Oberhausen nach Duisburg
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Eine Radtour durchs Ruhrgebiet bei Nacht…
Die Dunkelheit schärft die Sinne
An der Schleuse queren wir die Kanalseite, dann verlassen wir gefühlt die Zivilisation. Es wird dunkel, ziemlich dunkel. Mitten im Pott wird die Tour zum kleinen Micro-Abenteuer. Der Scheinwerferkegel unserer Räder zeigt uns den Weg, neben uns liegt der Kanal. Geräusche und Gerüche nehmen plötzlich eine viel wichtigere Bedeutung ein. Wir überholen ein Frachtschiff, von dem wir nicht viel sehen. Nur der Schiffsmotor brummt tief durch die Nacht. Pascal bemerkt, dass die Luft ganz anders riecht, als man es gewohnt ist. Wir beide kennen die Strecke aus dem Effeff, aber wir nehmen sie komplett anders war. Jedes Rascheln im Gebüsch, jeder Wellenschlag, einfach jedes Geräusch das im hellen Alltag in der üblichen Reizüberflutung untergeht, dringt tief in uns ein.

Im Scheinwerferlicht durch die Nacht
Es macht unfassbaren Spaß, durch die dunkle Nacht zu radeln. Man erlebt Dinge, die man tagsüber einfach nicht erlebt. Vor uns klingeln Glöckchen, irgendetwas kommt auf uns zu. Es scheint groß zu sein und wir bleiben lieber stehen. Dann fährt mitten im Dunkeln am Kanal eine ??? Pferdekutsche ??? an uns vorbei. Wie gesagt, man erlebt einfach völlig unerwartete Dinge bei so einem Nightride.
Im größten Binnenhafen der Welt
Die Lichter um uns herum werden wieder heller, denn wir erreichen das riesige Hafengebiet von Duisburg. Ein Frachter verlässt gerade den Rhein-Herne-Kanal Richtung Ruhr und wir Rollen entspannt auf dem Damm zwischen den beiden Schifffahrtswegen hindurch.

Der Binnenhafen von Duisburg
Wir sind kurzzeitig auf dem RuhrtalRadweg und passieren das letzte Wehr, bevor die Ruhr in den Rhein mündet. Unser Ziel ist der Innenhafen, wo wir uns einige schöne Fotomotive erhoffen. Nach der dunklen Einsamkeit am Kanal ist der stressige Stadtverkehr plötzlich fast ein kleiner Schock. Über grobes Kopfsteinpflaster rollen wir Richtung Innenhafen. Da sich die Situation vor Ort aber ständig verändert, schaut einfach, was Euch im Innenhafen optisch interessiert. Am Ende solltest du nur wenn möglich an der Schwanentorbrücke auskommen.
Eine gewaltige Spielwiese für Fotografen
Der Innenhafen Duisburg bietet nämlich im Dunkeln an jeder Ecke spannende Motive für Fotografen. Wir radeln langsam herum und bleiben immer wieder stehen, weil wir eine neue Szene einfangen wollen. Wer die passende Ausrüstung dabei hat, kann sich hier sicherlich stundenlang austoben.
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Der Innenhafen Duisburg – Ein Mekka für Fotografen
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Auch ohne Stativ können Langzeitbelichtungen klappen
Aber auch mit wenig Equipment lassen sich mittlerweile tolle Bilder erzeugen. Schließlich will man mit dem Rad ja nicht unbedingt ein großes Stativ und mehrere Objektive mitschleppen. Die Bilder in diesem Blog sind zum Beispiel alle mit dem Handy und ohne Stativ aufgenommen worden, obwohl wir passende Kameras dabei hatten. Wir sind selber überrascht, was diese kleinen Technikwunder mittlerweile alles so drauf haben.
Ein dankbares Motiv: Hafenromantik in Duisburg
Die Kombination aus außergewöhnlicher Architektur, romantischem Hafenflair, moderner Lichtkunst und wunderbar klarem Sternenhimmel verführt uns dazu, die Zeit zu vergessen. Der Bürokomplex Five Boats muss natürlich noch in diesen Bericht, aber es hätte auch noch genügend weitere Motive gegeben. Doch irgendwann wird uns trotz der dicksten Jacke kalt und wir werden daran erinnert, dass wir ja noch einige Kilometer vor uns haben. Also lassen wir den Innenhafen hinter uns und treten wieder kräftig in die Pedale.

Ein beliebtes Fotomotiv: die Five Boats im Innenhafen Duisburg
Nächtliches Stadtradeln zum beleuchteten Containerhafen
Über einen straßenbegleitenden Radweg fahren wir nach Norden. Es geht wieder über die Ruhr und über die Hafenbecken am Ende des Rhein-Herne-Kanals. Wir blicken kurz in den Containerhafen und machen uns dann auf die Suche nach der Blauen Grotte.

Schön beleuchtet: der Containerhafen in Duisburg
Die Blaue Grotte – Wer kennt Sie nicht?
In vielen Urlaubsgebieten gehört eine blaue Grotte zu den Aushängeschildern der Sehenswürdigkeiten. Die wohl bekannteste liegt auf der Insel Capri, aber auch in Kroatien, Griechenland oder Malta gibt es eine bekannte Blaue Grotte. Und in Duisburg??? Ja, es gibt sie. Nur halt wohl ein klein wenig anders, als man sie von den mediterranen Inseln kennt. Es ist ein etwas skurriles Lichtkunstwerk auf einem ehemaligen Werftgelände des Duisburger Hafens. Und ich habe die dumpfe Vermutung, dass selbst die meisten Duisburger die Blaue Grotte noch nicht so wirklich wahrgenommen haben…

Auch irgendwie ganz nett: die Blaue Grotte in Duisburg
Auf dem Grünem Pfad zum Landschaftspark Duisburg-Nord
Auf einem Radweg neben der Straße „Am Nordhafen“ radeln wir zum Startpunkt des Grünen Pfades. Hier ist die alte Bahntrasse noch nicht ganz so toll ausgebaut. Vor allem ist sie wieder dunkel, richtig dunkel. Pascal und ich sind uns einig, dass ein Platten jetzt so richtig unglücklich wäre. Aber schon nach wenigen Pedalumdrehungen gelangen wir zu einem weiteren, durchaus sehenswerten Kleinod der Streetart-Szene. Die Graffiti-Unterführung wird regelmäßig neu besprayed und zeigt meistens wirklich tolle Motive. Aktuell fährt man – ganz passend zum „Grünen Pfad“ – durch den Dschungel und trifft neben Schlange und Raubkatze auch den kleinen Mogli.

Welcome to the jungle: die Graffiti-Unterführung
Lichtkunst vom Feinsten im Landschaftspark Duisburg-Nord
Wir radeln weiter über den Grünen Pfad, der schließlich mit Asphaltdecke auch wieder besser ausgebaut ist. Wir nähern uns dem absoluten Highlight der Tour. Schon von weitem sehen wir am Horizont die bunten Lichter vom Landschaftspark Duisburg-Nord. Vor allem am Wochenende ist der Park außergewöhnlich illuminiert, unter der Woche ist es etwas weniger beeindruckend. Es versteht sich von selbst, dass man hier eine kleine Extrarunde drehen muss. Es ist Freitagabend und der Park ist gut besucht. Nicht alle Menschen haben helle Kleidung, daher sollte man hier unbedingt sehr vorsichtig und natürlich langsam radeln. Auch der Landschaftspark ist ein Eldorado für Fotografen, aber mit Blick auf die Zeit beschließen wir, nur einige Topmotive mitzunehmen.

Die Illumination stammt vom Lichtkünstler Jonathan Park
Die bunten Rotorblätter gehören natürlich ebenso dazu wie die wunderbar spiegelnden Klärbecken.

Lichtkunst im Landschaftspark Duisburg-Nord
Und da wir auf dieser Tour wenigsten eine kleine Bergwertung haben wollen, jagen wir uns kurz die wenigen Höhenmeter hoch auf die kleine Halde an der Nordseite, von der wir einen perfekten Überblick über die leuchtenden Hochöfen des Landschaftspark Duisburg-Nord haben.

Sternenhimmel über dem Landschaftspark Duisburg-Nord
Rückweg nach Oberhausen
Es ist spät geworden und wir machen uns auf den Heimweg. Auf der ehemaligen Bahntrasse Grüner Pfad radeln wir Richtung Oberhausen. Auch hier ist es ziemlich dunkel, aber durch den tollen Asphalt kommen wir schnell vorwärts. Pascal und ich wollten noch die Arbeitersiedlung Eisenheim und den Olga Park in die Tour einbinden. Aber, naja, das war ein Satz mit X. Eisenheim wirkt im Dunkeln nicht so schön wie tagsüber und auch der Olga Park war leider zu dunkel, als das wir diesen Abstecher empfehlen würden. Normalerweise hat man vom Olga Park eigentlich diesen genialen Blick, der schon viele Fotograf:innen magisch angezogen hat:

Blick zum Gasometer im Januar 2014
Feierabend am CentrO Oberhausen
Zum Abschluss drehen wir noch eine kleine Ehrenrunde am Centro Oberhausen.

Der Mond über der Centro Promenade
Nightride durchs radrevier.ruhr – Fazit
Pascal und ich sind uns einig: ein Nightride ist eine komplett neue Erfahrung. Man lernt eine Tour ganz anders kennen, nimmt Eindrücke war, die am Tag in der Fülle an Impressionen leider untergehen. Und so eine Freizeitrunde ist was völlig anderes, als einfach nur im Dunkeln nach der Arbeit direkt heim zu radeln. Die Tour ist sicherlich nicht für jeden geeignet, aber erfahrene Radler:innen werden das radrevier.ruhr bei einem Nightride ganz neu kennenlernen. Von daher, einfach GPX-Track runterladen und dann RAUF AUFS RAD!

Feierabend am Centro Oberhausen